Tag 55 Der Nachtzug und seine Folgen

Der Zug geht abends um 22:40 und wir sind früh genug da, um das Gepäck verstauen und die Fahrräder unterzubringen. Der nette Zugbegleiter hilft uns dabei. Diesmal ist es überhaupt kein Problem, die Räder kommen ans Ende des Abteils, wo ohnehin keiner ein-und aussteigt. Wir sind in einer Kabine mit vier Betten (Stockbetten), wir belegen die beiden oberen Liegen. Der Zug fährt los und wir haben schon längst das Licht ausgemacht, also unsere frische Bettwäsche kommt. Wir können die paar Stunden sogar einigermaßen schlafen, bis jemand und mit klopfen weckt "Tashkent, Tashkent". Keiner von uns reagiert wirklich, weil wir noch mehr als eine Stunde Fahrtzeit haben. Dann nochmal "Tashkent" ein Mann steht nun in der Kabine und möchte sofort die ganze Bettwäsche einsammeln. Wir sind noch im Halbschlaf und alles noch dunkel, wir kramen zusammen und werfen die Wäsche in den Sack. Ein paar Minuten später fällt Ian auf, dass sein einer Socken fehlt. Im Dunkeln und in der Hektik ist der mit in der Wäsche gelandet. Der Zugbegleiter findet die Socke und Ian schläft noch ohne Bettwäsche eine knappe Stunde bis wir da sind. War etwas schade, dass man um eine Stunde Schlaf beraubt wird, weil die Bettwäsche unbedingt so früh eingesammelt werden muss. Mir ist in der Kabine zu warm und so stehe ich im Gang und schaue mir den Sonnenaufgang an. Dann kommen wir in Tashkent an und nachdem wir wieder alles aufs Fahrrad montiert haben, gehen wir auf die Suche nach einem Café. Es ist inzwischen 7 Uhr, doch leider hat nirgendwo eines auf. Am Bahnhof hingegen rief die eine Frau schon Schaschlik Spiesse auf, aber wir verzichten - Schaschlik am Morgen, nein danke. Wobei wir sollten wohl nicht zu sehr darüber lachen, bei uns bekommt man schließlich auch Fischbrötchen um 6 Uhr in der Früh. Dann ist es halb 8 und wir finden ein Café was bald auf macht. Als wir rein gehen wollen fällt auf, das Ians Portemonnaie weg ist. So ein Mist. Es war in der Jackentasche, er ist sich ganz sicher! Es gibt nur eine Möglichkeit wo es rausgefallen oder weg gekommen sein könnte - im Zug bei der Bettwäsche Aktion. Oder beim Ausladen der Fahrräder. Wir fahren also wieder zurück zum Bahnhof, so haben wir bereits jetzt 10km auf dem Tacho. Am Bahnhof hat niemand Ahnung was bei so ein m Fall gemacht werden kann. Ein Mann nimmt Ians Telefonnummer auf und verspricht, anzurufen sobald er herausfinden konnte, ob es in der Wäsche des Zuges gelandet ist. Wir glauben nicht daran...Zum Glück haben wir das meiste Geld in einer anderen Tasche, die Pässe bei mir in meinem Brustbeutel und ich habe sicherheitshalber die EC Karte mitgenommen. So fehlt nun nur Geld im Wert von 10€, die Kreditkarte, Ians Führerschein und Ians Krankenkassenkarte. Das ist zwar sehr ärgerlich, aber lässt sich alles ersetzen. Ein Anruf bei der Bank, um die Kreditkarte zu sperren und dann suchen wir uns ein Café. Inzwischen haben dann doch alle Cafés auf und wir brauchen nicht so weit fahren. Wir trinken das erste Mal seit langen einen richtig leckeren Kaffee und Frühstücken für 1€50Cent. 

Wir machen uns nun auf die Suche nach einer Bank bei der wir mit EC Karte Geld abheben können, da wir ja nun keine Kreditkarte mehr haben ist das nicht so einfach. Wir fahren nochmal durch die halbe Stadt, werden von einer Bank zur nächsten geschickt. Dann endlich erreichen wir die Richtige, bei der wir problemlos abheben können. Diese ist die Asia International Bank, dort kann man mit Ec-Karten mit Maestro Zeichen Geld abheben. Dann fahren wir zur Unterkunft in der wir auch schon beim ersten Tashkent Aufenthalt waren. Wir bekommen sogar etwas Preisnachlass, dürfen trotzdem am nächsten Tag unsere Sachen alle dort lassen und uns so lange im Aufenthaltsraum mit Tee bedienen wie wir wollen. Sunrise Caravan B&B kann ich nur empfehlen. 

Wir sind zwar total müde und müssten unter die Dusche, aber es ist bereits 15:00, so ruhen wir nur kurz aus und fahren dann zum Chorsuu Bazaar, da wir Stoffe kaufen wollen. Es gibt soviel tolles, ich weiß gar nicht wo wir anfangen sollen. Unser Plan ist es, wenn möglich, dicken Canvas/Segelstoff zu kaufen, da dieser in Europa sehr teuer ist und wir planen eine Jurte zu bauen. Diese Idee kommt natürlich von Ian und schwirrt ihm seit Wochen im Kopf herum. Wir haben recherchiert und es ist durchaus gut möglich eine Yurte selber zu bauen, das einzig teure ist der Stoff. 

Wir finden Segelstoff bei genau zwei Händlern - natürlich will jeder sein Geschäft machen. Die ein nehmen uns mit zu einem Shop, der einige 100Meter entfernt liegt, da sie versprechen dort mehr zu haben. Das dieser das doppelte kostet, erzählen sie uns natürlich erst vor Ort. Darauf gehen wir nicht ein und laufen zurück. Wir kaufen 20m von der Frau, die uns einen guten Preis macht in Beige und 10m ähnlichen Stoff in dunkelgrün. Dann ist unser Shopping-Geld beinahe aufgebraucht, denn wir müssen schließlich noch etwas Essen und die Taxifahrten bezahlen können. Der Stoff passt genau in den Karton, den wir vorher gebaut haben, da wir diesen anstelle eines zweiten Koffers mit ins Flugzeug nehmen.

Mit samt dem großen Karton machen wir uns auf dem Weg zum Abendessen. Der Inder ist leider zu teuer, so wird es wieder Italienisch. Seitdem wir die letzten Tage vorwiegend europäische Gerichte essen, haben sich unsere Mägen beruhigt. Als wir in unserer Unterkunft ankommen ist es halb 11 und wir fallen totmüde ins Bett.