Tag 56 Ein besseres Finish gibt es nicht

Wir putzen die Räder und bauen die Dinge ab, die wir daheim an unseren Rädern daheim verwenden werden, packen den Koffer, den Ian morgens abgeholt hatte. (Den hatten wir nach der Ankunft in Tashkent ja bei Matt, den wir über Warmshowers kontaktiert hatten, abgestellt). 

Erst gegen 15 Uhr kommen wir los und haben so genau genug Zeit, um mit Tageslicht in Toytepa einzurollen. Wir fahren nochmal zu der Familie, die uns am ersten Abend so herzlich aufgenommen und in ihr Haus eingeladen hat. Bunyod, der Sohn, hatte uns damals angesprochen und ist seither mit uns in Kontakt geblieben. Schon auf der Tour haben wir entschieden, die Fahrräder dieser Familie zu schenken und dann mit dem Taxi wieder nach Tashkent und dann zum Flughafen zu fahren. Es war bereits immer der Plan die Fahrräder zu spenden und wir sind uns sicher, bei dieser Familie sind sie gut aufgehoben. 

Bei bestem Fahrradwetter - 23 Grad und sonnig- geht es 40km flach, immer geradeaus in den Süden. An diesem Tag nehmen wir die grosse Straße, die Abwehr trotz viel Verkehrs gut befahrbar ist. Außerdem haben wir uns ja längst an die Verkehrseigenheiten gewohnt, so kann man vorausschauend fahren. Ohne Gepäck fliegen wir über den Asphalt und mit dem Sonnenuntergang kommen wir an. Alle freuen sich uns zu sehen und wir werden begrüßt wie alte Freunde. Wir schenken die Fahrräder und mit viel Dankbarkeit wird das Geschenk angenommen. Der Vater verspricht schon jetzt immer mit dem Rad einkaufen zu gehen. 

Es gibt Plov/Pilov/Osch, eines der traditionellen Gerichte. Etwas Lammfleisch wird mit Reis und Möhren draußen über dem Feuer in einer Art Wok gebraten. Dann ruht es noch 20 Minuten und wird dann auf einen großen Ton-Teller gefüllt. Obendrauf kommen Wachteleier und Granatapfelkerne. Alle essen von demselben Teller, die ganze Familie (Vater, Bunyod, große Schwester, kleine Schwester, Bruder mit Frau, Mutter, Onkel, Tante, drei Cousinen, ein Cousin und ein Neffe) sitzen am oder um den Tisch und hören unseren Geschichten zu. Bunyod übersetzt und wir genießen das leckere Essen. Es gibt noch Fisch, frischen Fisch, der genauso lecker schmeckt, wie Ian es sich beim ersten Mal schon vorgestellt hatte. So muss es schmecken! Das beste traditionelle Essen das wir hatten, so versöhnen wir uns doch noch mit der einheimischen Küche. Zu trinken gibt es neben Tee, Pepsi und Vodka auch frisch gepressten Granatapfelsaft. Lecker!

Schon beim ersten Treffen hatten wir erzählt, dass wir nächstes Jahr heiraten werden. Normalerweise lautete die Antwort auf die Frage, ob wir verheiratet sind immer "Ja", das macht es in Zentralasien einfacher, aber hier konnten wir ja auf englisch erklären, wie es in Europa ist. Also beschloss der Vater, dass er mich unbedingt in den traditionellen Hochzeitskleidern sehen will, ob ich Lust dazu habe. Na klar! Für so etwas bin ich zu haben. Die Frau von Bunyods Bruder hat ungefähr dieselbe Statur wie ich und die Mädels haben ihren Spaß mich zu schminken und anzukleiden. Bunyods Cousine fängt an zu singen und mit zwei anderen Mädels tanze ich nach, wie sie mir es vormachen. Das soll ich dann auch machen, wenn wir wieder zu den anderen zurück gehen. 

Ich tanze, alle lachen und sind gut drauf, wie amüsieren sich über Ian, der ja nicht wusste was ihn erwartet und so muss auch er tanzen. Am Ende tanzen alle Jungen und die älterer feuern uns an. Was ein Fest! Wir sitzen noch und erzählen. Wir sind nun aufgenommen in die Familie und jederzeit herzlich Willkommen. Ian bekommt den traditionellen Hut und einen Schal, der als Gürtel getragen wird geschenkt und ich eines der traditionellen Gewänder. Eines der (Souvenir-) Schwerter aus dem Namangan Tal wollte uns der Vater schon das letzte Mal schenken. Diesmal können wir es annehmen, auch wenn es uns fast unangenehm ist, soviel geschenkt zu bekommen. Wir sind doch diejenigen, die hier fürs schenken zuständig sind! Doch die Familie besteht darauf und wir. bedanken uns nochmal von ganzen Herzen für die Gastfreundschaft und für alles andere was wir hier bekommen haben. Dann ist es leider Zeit zu gehen, denn unser Taxi kommt und wir müssen noch unsere Sachen vom Hotel holen, bevor wir zum Flughafen müssen.

Einen besseren Abschluss hätten wir uns nicht wünschen können, diese Familie und dieser Abend ist definitiv eines der besten Erlebnisse auf der ganzen Tour. Die Herzlichkeit, das blinde Vertrauen in das Gute eines Menschen, obwohl man ihn nicht kennt, die Liebe die man teilt, indem man jemanden ein Zuhause gibt und wenn es auch nur für eine Nacht ist, die Gemeinsamkeiten und den Respekt füreinander, den man teilt, auch wenn man die Sprache nicht spricht. All das haben wir erfahren und werden lange von dieser Erfahrung zehren. 

Diese friedlichen und zufriedenen Menschen, für die es Glück bedeutet anderen zu helfen und Gastfreundschaft zu ihrem Kodex gehört; für die ein Fremder kein Misstrauen erweckt, sondern Neugier, und Vertrauen und Ehrlichkeit zu ihren besten Eigenschaften gehört, diese Menschen leben in Zentralasien und für unser Erfahrung gilt das besonders für Usbekistan.

Wir sind wahnsinnig dankbar, dass wir diese Erfahrung machen durften.


Die atemberaubenden Landschaften, besonders im Pamir - für meinen inneren Frieden und meine Kraft.

Die körperlichen Anstrengung und das Erreichte - für meinen Stolz und meine Motivation.

Die herzlichen und warmen Menschen - für meinen Glaube an das Gute und die Freude am Leben.

Mein Fahrrad-Partner - mein Team fürs Leben <3